Freitag, 28. Februar 2014

Gestatten, „mein“ Kappe drei: Kaltfront.

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So, da ist er, "mein" dritter Kappe-Krimi: Berlin, Kalter Krieg, 1956 – Ost tut alles, um West zu destabilisieren, West tut alles, um Ost zu diskreditieren. Außerdem ist es lausig kalt in Berlin und die nächste Kaltfront ist schon im Anmarsch.

Ich werde immer wieder gefragt, was war wirklich, was nicht. Hier nun meine Antworten, falls sich jemand näher informieren will.

Denn auch dieser Kappe-Roman entfaltet sich vor dem Hintergrund realer Ereignisse: dem Kälteinbruch im Februar 1956, der kontrovers geführten Debatte um Mieterhöhungen im Berliner Senat, dem Auffliegen einer Fälscherwerkstatt, der Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht sowie der zunehmenden gegenseitigen Bespitzelung von Ost und West mit den Akteuren des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), des West-Berliner SPD-Büros Ost, der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) und vielen mehr. Auch den „Operativen Vorgang Fuchsbau“ hat es wirklich gegeben.

Den Verantwortlichen der neuen Stadtverwaltung im Osten war schon lange bewusst, dass die Energieversorgung im Osten Berlins ein sehr sensibler Bereich war. Wenn sie ausfiel, würde es Proteste und Panik geben. Also wurde alles getan, um eine ungestörte Energieversorgung zu gewährleisten. Die Kraftwerke Klingenberg und Rummelsburg galten als besonders neuralgische Objekte und die dort tätigen Sozialdemokraten als permanentes Sicherheitsrisiko. Angeblich sollen tatsächlich Sabotageakte durchgeführt worden sein. Am 25. Oktober 1948 zum Beispiel gab es im Kraftwerk Klingenberg, das seit der deutschen Teilung in der Sowjetischen Zone lag, einen Großalarm. Unbekannte hatten im Kesselhaus B Kühlwasserschieber für die Dampfzufuhr geschlossen, was unweigerlich zu einer Explosion geführt hätte, wäre es nicht rechtzeitig entdeckt worden.

Der „Operative Vorgang Fuchsbau“ schließlich hatte das Ziel, die Sozialdemokraten in den Belegschaften auszuspionieren und die Bemühungen der „imperialistischen Drahtzieher“ vom SPD-Büro Ost um Abwerbung, „Republikflucht“ und Sabotage zu unterminieren. Die Flucht der beiden Leiter der Kraftwerke Klingenberg und Rummelsburg, Edeler und Löslein, für Pankow „willfährige Handlanger des Westens“, wurde als Verrat angesehen. Am 30. Juni 1953 wurde in der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der erste Bericht zu einer damals noch namenlosen „Geheimen Verschlussache“ geschrieben, die später den Namen „Operativer Vorgang Fuchsbau“ bekommen sollte. Diesen Schluss lässt jedenfalls ein umfangreicher Plan vom 6. Februar 1956 über „operative Maßnahmen“ zum angelegten „O.V. Fuchsbau“ zu. Meine Quelle zu diesen Informationen war die Publikation Operativer Vorgang „Fuchsbau“, 1953 bis 1961. Eine Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges in Berlin, verfasst von Norbert Podewin und Lutz Heuer für die Edition Luisenstadt.
Auch Entführungen von aus der Zone Geflüchteten wie dem ehemaligen Generalinspekteur der Volkspolizei Robert Bialek (40) hat es gegeben. Das alles habe ich mit einem kräftigen Schuss Fantasie vermischt.

Die Geschichte des Nachrichtenhändlers Peter Klaus ist ebenfalls angelehnt an einen tatsächlichen Fall, der durch die Presse ging: den von Peter Stephan – so zumindest lautete einer seiner vielen Namen. Selbst Bundeskanzler Konrad Adenauer soll laut einem Spiegel-Dossier seinen Lügen aufgesessen sein, er hat sie sogar im Wahlkampf gegen seine Gegner verwendet. Die in meinem Roman zitierten Stellen und verwendeten Informationen stammen im Wesentlichen aus einem Zeit-Bericht von Sabina Lietzmann zur Gerichtsverhandlung gegen Stephan vom 7. November 1957 mit der Überschrift Im Sumpf der Informationen: Der Prozeß gegen den Berliner Nachrichtenhändler Stephan.

Die Einsprengsel über Rohrbrüche, die Olympischen Winterspiele, die Grüne Woche und vieles mehr sind dem Telegraf entnommen, und zwar den Ausgaben vom 1. bis zum 8. Februar 1956. Einem Bericht der Berliner Zeitung über den Prozess gegen die angebliche Agentin der KgU-Verbrecherzentrale Ursula Lehmann vom 18. Januar 1956 entstammen die Zitate, die ich für den Fall Ursula Berkowitz im Text verwendet habe.

Die KgU, die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit, galt in der DDR als terroristische Vereinigung. Sie wurde von der CIA und anderen westlichen Organisationen wie der Organisation Gehlen, beziehungsweise Bundesnachrichtendienst unterstützt und war ursprünglich gegründet worden, um eine Datenbank über im Ostblock verschwundene Deutsche aufzubauen, bei denen der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes nicht helfen konnte. Wer sich für die KgU, in deren Reihen sich auch hochrangige ehemalige Nationalsozialisten befunden haben sollen, interessiert, dem sei die Dokumentation über die zahlreichen (Todes-) Urteile empfohlen, die Enrico Heitzer mit Unterstützung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erstellt hat: Affäre Walter – Die vergessene Verhaftungswelle, erschienen 2008 im Metropol Verlag.

Dass die Gasag am 24. Januar 1956 die Inbetriebnahme der ersten deutschen Ölspaltanlage zur Gaserzeugung und den Bau weiterer Spaltanlagen zur Herstellung von Stadtgas aus Leichtbenzin und Schweröl vermeldete, kam mir ebenfalls zupass.


So, und nun viel Vergnügen. Sie werden merken, zwischen Wirklichkeit und Fiktion kann der Grat manchmal sehr schmal sein.


Zum Inhalt:

Berlin im Februar 1956, es herrscht eisige Kälte zwischen Ost und West. Man bespitzelt sich gegenseitig und versucht, den Gegner zu destabilisieren. Bei einer Polizeirazzia passiert ein folgenschwerer Unfall: Kriminalkommissar Otto Kappe, Neffe des mittlerweile pensionierten Hermann Kappe, schießt eine flüchtende Frau nieder. Bis sich herausgestellt hat, ob er Vorschriften verletzt hat, ist er vom Dienst suspendiert. Doch ungeduldig, wie er ist, stellt er selbst Nachforschungen an. Und wer, wenn nicht sein Onkel Hermann, könnte ihm dabei helfen? Bei den Ermittlungen kommt Otto Kappe den Machenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit in die Quere und gerät in ein Netz aus Lügen und politischen Intrigen. Als er mit seinem Onkel die Unbekannte im Krankenhaus besuchen will, ist sie verschwunden. Sie ist auf der Flucht vor dem ostdeutschen Geheimdienst Auf der Suche nach der Frau stoßen Otto und Hermann Kappe auf brisante Informationen und einen politisch motivierten Mord.
In ihrem mittlerweile dritten Band zur Kappe-Reihe zeigt Petra Gabriel eindrücklich, in welch angespannter Atmosphäre die Berliner im Kalten Krieg lebten. Gekonnt verbindet sie Einzelschicksale mit dem sich verschärfenden Konflikt zwischen den Weltmächten.

Petra Gabriel
Kaltfront

Broschiert: 208 Seiten
Verlag: Jaron Verlag; Auflage: 1 (28. Februar 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 389773737X
ISBN-13: 978-3897737372

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