Manchmal gerät Frau bei ihren Recherchen schon ins Staunen und
fragt sich: Warum gerade so? Bei den Recherchen geht es in diesem
Fall um meinen vierten Kriminalroman zu Kriminalkommissar Kappe, „Es
geschah in Berlin“, der nächstes Frühjahr im Jaron Verlag
erscheinen wird. Mein Kappe drei trägt übrigens den Titel Kaltfront, er
kommt dieser Tage in die Buchhandlungen.
Und es geht um Farben. Gut, für in diesem Bereich kenntnisreiche
Berliner ist es vielleicht keine Überraschung, dass es bei der
Berliner Polizei eine Farbregelung gibt. Damit auch gleich jeder
erkennt, ob der Polizeipräsident oder eventuell jemand aus den
unteren Rängen gemeint ist. Und zwar schon lange.
1960, das Jahr, für das ich mich dieses Mal besonders
interessiere, weil Kappe in dieser Zeit in Berlin ermittelt (in diesem Fall Otto Kappe, Hermann Kappe
ist inzwischen in die Jahre gekommen und im Unruhestand), sah die
Farbregelung laut der „Geschäftsordnung des Polizeipräsidiums
Berlin“ so aus: Mittels farbiger Kreuze wurden die Entwürfe
von Schriftstücken gekennzeichnet und damit angezeigt, wer die
Reinschrift letztendlich unterzeichnen sollte. Ein blaues
Kreuz bedeutete, dass es der Polizeipräsident war. Ein rotes
Kreuz verwies auf den Polizeivizepräsidenten als
Zeichnungsberechtigten. Ein grünes oder
braunes Kreuz bedeutete, dass der
Vorgang vom Leiter der Fachdienststelle beziehungsweise des
Fachdezernats zu signieren war.
Soweit so gut. Das kann ich verstehen. So wussten die
Sekretärinnen immer, mit wem sie, beziehungsweise die von ihnen
getippten Briefe, Anweisungen, Dokumente es zu tun bekommen würden.
Nicht nur menschlich, sondern auch vom Rang und den Ansprüchen her.
Das kann bei der Motivation für eine Arbeit ganz entscheidend sein.
Zumal die Damen damals ja noch vor klappernden Schreibmaschinen saßen
und alle Fehler per Tipp ex ausmerzen mussten. Manche werden sich
noch an diese Zeiten erinnern. Falls nicht: Tipp ex ist ein weißes
Zeug, das man über den Tippfehler schmiert. Danach lässt man es
trocknen und kann anschließend drüber schreiben. Falls man es
schafft, das Papier an genau der richtigen Stelle wieder in die
Schreibmaschine einzuspannen. Schon daran bin ich regelmäßig
gescheitert.
Habe übrigens gerade online recherchiert und gesehen: Tipp ex
wird noch immer angeboten. Es scheint also tatsächlich noch Menschen
zu geben, die sich der Schreibmaschine bedienen. Für mich wäre das
nichts, ich kann keine drei Worte schreiben, ohne mich zu vertippen.
Das sieht in einem Buchmanuskript hinterher nicht gut aus.
Wahrscheinlich wäre ich auch keine Autorin geworden. Denn jeder
Verlag hätte mein weiß rieselndes Papierbündel sofort in die
Rundumablage expediert.
Aber zurück zu Farben der Berliner Polizei. Ich kann Ihnen sagen,
es wird immer bunter. Laut „Geschäftsanweisung ZSE I Nr. 1/2013
über Ergänzungen der Gemeinsamen Geschäftsordnung für die
Berliner Verwaltung (GGO) für die Polizei Berlin“ wurde zur
Beschleunigung des Geschäftsablaufes für eingehendes Papier
verfügt, dass die Eingänge den jeweils Zuständigen unmittelbar
zugeleitet werden können. Dabei hilft der Sichtvermerk.
Bezirksamtsmitglieder sollen Grünstifte verwenden, Menschen im Rang
eines Staatssekretärs Rotstifte. Braun ist dem Rechnungshof
vorbehalten. Dazu können sich dann noch ergänzende Zeichen gesellen
wie R=Rücksprache erbeten, A=Kurze Aufzeichnung über den Stand der
Angelegenheit vorlegen oder +=Schlusszeichnung vorbehalten. Das sind
nur einige Beispiele, ich will Sie nicht mit zu vielen Details
langweilen.
Ansonsten gelten inzwischen folgende Farbregelungen für die
Polizei:
Polizeipräsident: grün
Vize: rot
Leitung des Stabes des Polizeipräsidenten: rosa
Leitung eines Amtes, einer Direktion: orange
Leitung des Stabes 1 des Polizeipräsidenten,
des Stabes einer Direktion
des Stabes des Landekriminalamtes: hellblau/türkis
Leitung einer Abteilung des Landeskriminalamtes
sowie Leitung einer Abteilung der Zentralen Serviceeinheit:
dunkelblau
Für die Referats-, Dezernats- und Stabsbereichsleiter sowie den
Leiter der internen Revision ist violett
vorgesehen.
Seit ich das gelesen haben, frage ich mich unablässig, wer sich
diese Farben ausgedacht und vor allem, wer sie wem zugeteilt hat. Und
warum? Besonders interessieren würde mich die Begründung für die
dritte Position, Leitung des Stabes des Polizeipräsidenten. Warum
bekommt der ROSA? Ich meine, hätte es
da nicht noch andere Farbtöne gegeben?
Haben Sie vielleicht eine Idee?
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