Dienstag, 18. Februar 2014

Fragen über Farben

Manchmal gerät Frau bei ihren Recherchen schon ins Staunen und fragt sich: Warum gerade so? Bei den Recherchen geht es in diesem Fall um meinen vierten Kriminalroman zu Kriminalkommissar Kappe, „Es geschah in Berlin“, der nächstes Frühjahr im Jaron Verlag erscheinen wird. Mein Kappe drei trägt übrigens den Titel Kaltfront, er kommt dieser Tage in die Buchhandlungen.

Und es geht um Farben. Gut, für in diesem Bereich kenntnisreiche Berliner ist es vielleicht keine Überraschung, dass es bei der Berliner Polizei eine Farbregelung gibt. Damit auch gleich jeder erkennt, ob der Polizeipräsident oder eventuell jemand aus den unteren Rängen gemeint ist. Und zwar schon lange.

1960, das Jahr, für das ich mich dieses Mal besonders interessiere, weil Kappe in dieser Zeit in Berlin ermittelt (in diesem Fall Otto Kappe, Hermann Kappe ist inzwischen in die Jahre gekommen und im Unruhestand), sah die Farbregelung laut der „Geschäftsordnung des Polizeipräsidiums Berlin“ so aus: Mittels farbiger Kreuze wurden die Entwürfe von Schriftstücken gekennzeichnet und damit angezeigt, wer die Reinschrift letztendlich unterzeichnen sollte. Ein blaues Kreuz bedeutete, dass es der Polizeipräsident war. Ein rotes Kreuz verwies auf den Polizeivizepräsidenten als Zeichnungsberechtigten. Ein grünes oder braunes Kreuz bedeutete, dass der Vorgang vom Leiter der Fachdienststelle beziehungsweise des Fachdezernats zu signieren war.

Soweit so gut. Das kann ich verstehen. So wussten die Sekretärinnen immer, mit wem sie, beziehungsweise die von ihnen getippten Briefe, Anweisungen, Dokumente es zu tun bekommen würden. Nicht nur menschlich, sondern auch vom Rang und den Ansprüchen her. Das kann bei der Motivation für eine Arbeit ganz entscheidend sein. Zumal die Damen damals ja noch vor klappernden Schreibmaschinen saßen und alle Fehler per Tipp ex ausmerzen mussten. Manche werden sich noch an diese Zeiten erinnern. Falls nicht: Tipp ex ist ein weißes Zeug, das man über den Tippfehler schmiert. Danach lässt man es trocknen und kann anschließend drüber schreiben. Falls man es schafft, das Papier an genau der richtigen Stelle wieder in die Schreibmaschine einzuspannen. Schon daran bin ich regelmäßig gescheitert.

Habe übrigens gerade online recherchiert und gesehen: Tipp ex wird noch immer angeboten. Es scheint also tatsächlich noch Menschen zu geben, die sich der Schreibmaschine bedienen. Für mich wäre das nichts, ich kann keine drei Worte schreiben, ohne mich zu vertippen. Das sieht in einem Buchmanuskript hinterher nicht gut aus. Wahrscheinlich wäre ich auch keine Autorin geworden. Denn jeder Verlag hätte mein weiß rieselndes Papierbündel sofort in die Rundumablage expediert.

Aber zurück zu Farben der Berliner Polizei. Ich kann Ihnen sagen, es wird immer bunter. Laut „Geschäftsanweisung ZSE I Nr. 1/2013 über Ergänzungen der Gemeinsamen Geschäftsordnung für die Berliner Verwaltung (GGO) für die Polizei Berlin“ wurde zur Beschleunigung des Geschäftsablaufes für eingehendes Papier verfügt, dass die Eingänge den jeweils Zuständigen unmittelbar zugeleitet werden können. Dabei hilft der Sichtvermerk. Bezirksamtsmitglieder sollen Grünstifte verwenden, Menschen im Rang eines Staatssekretärs Rotstifte. Braun ist dem Rechnungshof vorbehalten. Dazu können sich dann noch ergänzende Zeichen gesellen wie R=Rücksprache erbeten, A=Kurze Aufzeichnung über den Stand der Angelegenheit vorlegen oder +=Schlusszeichnung vorbehalten. Das sind nur einige Beispiele, ich will Sie nicht mit zu vielen Details langweilen.

Ansonsten gelten inzwischen folgende Farbregelungen für die Polizei:
Polizeipräsident: grün
Vize: rot
Leitung des Stabes des Polizeipräsidenten: rosa
Leitung eines Amtes, einer Direktion: orange
Leitung des Stabes 1 des Polizeipräsidenten,
des Stabes einer Direktion
des Stabes des Landekriminalamtes: hellblau/türkis
Leitung einer Abteilung des Landeskriminalamtes
sowie Leitung einer Abteilung der Zentralen Serviceeinheit: dunkelblau
Für die Referats-, Dezernats- und Stabsbereichsleiter sowie den Leiter der internen Revision ist violett vorgesehen.

Seit ich das gelesen haben, frage ich mich unablässig, wer sich diese Farben ausgedacht und vor allem, wer sie wem zugeteilt hat. Und warum? Besonders interessieren würde mich die Begründung für die dritte Position, Leitung des Stabes des Polizeipräsidenten. Warum bekommt der ROSA? Ich meine, hätte es da nicht noch andere Farbtöne gegeben?

Haben Sie vielleicht eine Idee?

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