In „gopaloni“ wird schon mal
geflucht. Gottslästerlich, weshalb im streng katholischen deutschen Süden an
der Schweizer Grenze sofort der Gang zur Beichte angesagt ist. Nein,
Sie müssen die Flüche nicht kennen, die Markus Manfred Jung in
seinem gleichnamigen Buch beschreibt. Obwohl, schlecht wäre es
nicht. Denn im Alemannischen klingt alles noch um mindestens drei
Stufen kerniger und sehr bildhaft. Kurz: „gopaloni“ - das sind
die in Glossen und Satiren gegossenen Erinnerungen und Eindrücke
eines überzeugten Alemannen in seiner Muttersprache.
Das titelgebende Wort selbst stammt aus
Jungs Kindheit. So ein Fluch wie „gopferdammi“ (gottverdammt),
das ging gar nicht, der musste abgemildert werden, denn wer Gott
verdammt ist gottverlassen. Aber was ein richtiger Alemanne ist, der
weiß sich zu helfen, wandelt so etwas um in „gopferdori“,
„gopferdelli“, „gopferdeckel“ oder „gopfridstutz“ – und
schon ist der Allmächtige nicht mehr ganz so beleidigt. Solch ein
abgemilderter Fluch ist auch „gopaloni“. Der brachte den kleinen
Markus Manfred höchstens ins Fegefeuer und nicht in die Hölle.
Diese Flüche sind übrigens bis heute noch ganz gut zu gebrauchen,
wenn man von den inzwischen allgemein üblichen Anglizismen genug
hat.
Sie haben es schon bemerkt: Es geht
Markus Manfred Jung in seinem jüngsten Buch „gopaloni“ mal
wieder ums menschliche Wesen, um seine eigenen Schwächen – und
natürlich auch die der anderen. Die Illustrationen dazu lieferte
seine Frau Bettina.
Wissen Sie was ASCHKU ist? Also, wenn
Sie vom Einkaufen kommen, das Gemüse aus dem Kofferraum holen wollen,
dabei feststellen, dass Post im Briefkasten ist und beschließen, sie
vorher noch herauszuholen, dabei über den Bierkasten stolpern und
beim Lumpenholen feststellen, dass sie noch die Waschmaschine
ausräumen müssen … Oder so. Jedenfalls am Ende ist nichts
gemacht. Auf Hochdeutsch ausgeschrieben heißt ASCHKU: altersbedingte
Schwächung des Kurzeitgedächtnisses.
So, mehr will ich zu „gopaloni“
jetzt aber nicht sagen. Zugegeben, es ist für Nicht-Alemannen
anfangs nicht einfach zu lesen, aber man findet sich drein.
Versprochen. Hilfestellung bei allfälligen Ausspracheproblemen
bietet eine dazugehörige CD. Und irgendwann stellen sie fest, dass
die Welt, auf alemannisch beschrieben, einen ganz eigenen Reiz hat.
Wie dieses Buch.
Markus Manfred Jung wäre aber nicht
Markus Manfred Jung, wenn er sich damit zufrieden gäbe. Etwa
zeitgleich zu „gopaloni“ übertrug er die Verse der Häschenschule
von Albert Sixtus für ein Bilderbuch von Fritz Koch-Gotha ins
Alemannische. Der Berliner Koch-Gotha, ein Kind der wilhelminische
Epoche, wurde damit 1924 bekannt.
Was heißt, „übertrug“, Markus
Manfred Jung hat sie rein geschmuggelt (übregschmugglet), wie er
selbst vermerkt. Man könnte auch sagen in Alemannische rein gereimt.
Falls Sie kein Alemanne sind, die alemannische Welt aber gerne
entdecken würden – das wäre doch mal ein Anfang. Falls Sie
Alemanne sind: Das sind wunderschöne Gutenachtreime, ganz auf die
altväterliche Art und ganz ohne Raub, Mord und Totschlag. Wo gibt es
das heutzutage noch!
Mehr zu Markus Manfred Jung und seiner
Art, die Welt zu sehen, finden Sie auch hier
Falls Sie Alemannisch lernen wollen, hier ist eine erste Übersicht
Falls Sie Alemannisch lernen wollen, hier ist eine erste Übersicht
Markus Manfred Jung
Illustrationen: Bettina BohnISBN: 978-3-933765-66-6
20 Euro (mit CD)ist erschienen im Drey Verlag im Dezember 2012
»D Häslischuel«
Friedrich Koch-Gotha (Ill.)
Albert Sixtus (Text)
Markus Manfred Jung (Übers.)
E glungenis Bilderbuech vom Fritz
Koch-Gotha gmolt
zue de Versli vom Albert Sixtus
übregschmugglet ins Alemannischi
vom Markus Manfred Jung
36 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-943052-25-1
€ 14,90
erschienen im Verlag Tintenfass und
dort auch zu bestellen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen