Mittwoch, 10. April 2013

Von Hasen, Menschen und Flüchen


In „gopaloni“ wird schon mal geflucht. Gottslästerlich, weshalb im streng katholischen deutschen Süden an der Schweizer Grenze sofort der Gang zur Beichte angesagt ist. Nein, Sie müssen die Flüche nicht kennen, die Markus Manfred Jung in seinem gleichnamigen Buch beschreibt. Obwohl, schlecht wäre es nicht. Denn im Alemannischen klingt alles noch um mindestens drei Stufen kerniger und sehr bildhaft. Kurz: „gopaloni“ - das sind die in Glossen und Satiren gegossenen Erinnerungen und Eindrücke eines überzeugten Alemannen in seiner Muttersprache.

Das titelgebende Wort selbst stammt aus Jungs Kindheit. So ein Fluch wie „gopferdammi“ (gottverdammt), das ging gar nicht, der musste abgemildert werden, denn wer Gott verdammt ist gottverlassen. Aber was ein richtiger Alemanne ist, der weiß sich zu helfen, wandelt so etwas um in „gopferdori“, „gopferdelli“, „gopferdeckel“ oder „gopfridstutz“ – und schon ist der Allmächtige nicht mehr ganz so beleidigt. Solch ein abgemilderter Fluch ist auch „gopaloni“. Der brachte den kleinen Markus Manfred höchstens ins Fegefeuer und nicht in die Hölle. Diese Flüche sind übrigens bis heute noch ganz gut zu gebrauchen, wenn man von den inzwischen allgemein üblichen Anglizismen genug hat.

Sie haben es schon bemerkt: Es geht Markus Manfred Jung in seinem jüngsten Buch „gopaloni“ mal wieder ums menschliche Wesen, um seine eigenen Schwächen – und natürlich auch die der anderen. Die Illustrationen dazu lieferte seine Frau Bettina.

Wissen Sie was ASCHKU ist? Also, wenn Sie vom Einkaufen kommen, das Gemüse aus dem Kofferraum holen wollen, dabei feststellen, dass Post im Briefkasten ist und beschließen, sie vorher noch herauszuholen, dabei über den Bierkasten stolpern und beim Lumpenholen feststellen, dass sie noch die Waschmaschine ausräumen müssen … Oder so. Jedenfalls am Ende ist nichts gemacht. Auf Hochdeutsch ausgeschrieben heißt ASCHKU: altersbedingte Schwächung des Kurzeitgedächtnisses.

So, mehr will ich zu „gopaloni“ jetzt aber nicht sagen. Zugegeben, es ist für Nicht-Alemannen anfangs nicht einfach zu lesen, aber man findet sich drein. Versprochen. Hilfestellung bei allfälligen Ausspracheproblemen bietet eine dazugehörige CD. Und irgendwann stellen sie fest, dass die Welt, auf alemannisch beschrieben, einen ganz eigenen Reiz hat. Wie dieses Buch.

Markus Manfred Jung wäre aber nicht Markus Manfred Jung, wenn er sich damit zufrieden gäbe. Etwa zeitgleich zu „gopaloni“ übertrug er die Verse der Häschenschule von Albert Sixtus für ein Bilderbuch von Fritz Koch-Gotha ins Alemannische. Der Berliner Koch-Gotha, ein Kind der wilhelminische Epoche, wurde damit 1924 bekannt.

Was heißt, „übertrug“, Markus Manfred Jung hat sie rein geschmuggelt (übregschmugglet), wie er selbst vermerkt. Man könnte auch sagen in Alemannische rein gereimt. Falls Sie kein Alemanne sind, die alemannische Welt aber gerne entdecken würden – das wäre doch mal ein Anfang. Falls Sie Alemanne sind: Das sind wunderschöne Gutenachtreime, ganz auf die altväterliche Art und ganz ohne Raub, Mord und Totschlag. Wo gibt es das heutzutage noch!

Mehr zu Markus Manfred Jung und seiner Art, die Welt zu sehen, finden Sie auch hier
Falls Sie Alemannisch lernen wollen, hier ist eine erste Übersicht

gopaloni
Markus Manfred Jung
Illustrationen: Bettina BohnISBN: 978-3-933765-66-6
20 Euro (mit CD)ist erschienen im Drey Verlag im Dezember 2012

»D Häslischuel«
Friedrich Koch-Gotha (Ill.)
Albert Sixtus (Text)
Markus Manfred Jung (Übers.)

E glungenis Bilderbuech vom Fritz Koch-Gotha gmolt
zue de Versli vom Albert Sixtus
übregschmugglet ins Alemannischi
vom Markus Manfred Jung
36 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-943052-25-1
€ 14,90
erschienen im Verlag Tintenfass und dort auch zu bestellen.

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