Donnerstag, 24. September 2009

21. September, die vierte Etappe: Von der Kehrtwende zu Kreisen

Die Basilika von Vézelay gehört zum UNESCO Weltkulturerbe

....und weiter geht es mit dem nächsten Bericht einer Recherche-Reise (die weiteren finden Sie unter dem Tag Ozas Reise).

Am nächsten Morgen, nach einer erneut zu kurzen Nacht wirbelten die Bilder und Eindrücke dieser Reise noch immer in meinem Kopf durcheinander. Und schon wenige Minuten nach dem Klingeln des Weckers war deshalb klar, dass ich nicht weiterfahren würde, sondern umdrehen, heim an meinen Schreibtisch. Ich musste erst einmal all das verarbeiten, was ich unterwegs erlebt hatte. Ein Entschluss, der wieder einmal dazu beitragen sollte, dass sich die Dinge auf wundersame Weise fügten.

Als ich meiner Wirtin Laurence, noch ziemlich verschlafen, erklärte, dass ich vorhatte, eine 180-Grad-Wende zu vollziehen und heimzukehren, erzählte sie mir von Vézelay. Fast wäre mich das Frühstücksbrot im Hals steckengeblieben. VÉZELAY?????? Ich war sofort hellwach. Dabei: Laurence konnte ja nicht wissen, dass einer der Protagonisten meiner Geschichte der geheimnisumwitterten Figur des Jehan de Vézelay nachempfunden war. Und als ich dann noch erfuhr, dass jene burgundische Stadt auch noch zum Arrondissement Avallon gehörte, begann das bekannte Kribbeln...

Hätte ich am Vortag also nicht erneut spontan beschlossen, meine Reisepläne zu ändern, wäre ich nicht Laurence begegnet, hätte ich nicht bei ihr übernachtet und an jenem Morgen beschlossen umzudrehen, hätte ich nicht Laurence davon erzählen können, ja, dann hätte sich nicht ein weiteres Steinchen des Mosaiks an seinen Platz in meiner Geschichte gefügt.Denn Laurence erzählte mir ihrerseits von der Kirche in Vézelay, die jedes Jahr zum Mitsommer, am 21. Juni, wenn die Sonne am höchsten steht, der Schauplatz eines besonderen Lichtspiels wird: In der Basilika bildet sich ein Weg aus Licht. Wenn die Sonne im Dezember ihren Tiefstand erreicht hat, erzählen die Steine der Säulen ihre eigene Geschichte.

Vézelay ist Heimat eines alten Benediktinerklosters und Ausgangspunkt eines der Jakobswege nach Santiago de Compostella. Auch die Templer waren hier. Der Ort hat eine mehr als 1000-jährige Geschichte und ist ein bekannter Wallfahrtsort. Denn in der Basilika befinden sich offenbar Reliquien von Maria Magdalena. Sie ist auch die Schutzheilige. Und weil Vézelay schon so lange, mal mehr, mal weniger, das Ziel von Pilgern, die Kirche ein Magnet für die Schaulustigen ist, haben sich die bekannten Nebenwirkungen eingestellt. Die Gastfreundschaft scheint schon lange überstrapaziert zu sein, es gibt dort jede Menge Nepp zu kaufen).

Die Legende zu den Reliquien liest sich in Wikipedia übrigens so: Demnach war Maria Magdalena gemeinsam mit anderen Heiligen vor der Verfolgung der Juden aus Judäa geflohen und nach ihrem Tod zunächst in Südfrankreich, in Marseille oder nach verbreiteterer Version in Aix-en-Provence, bestattet, ihre Gebeine aber zur Zeit von Abt Odo nach Vézelay überführt worden.

Wer sich dem Ort nähert, dem stockt erst einmal der Atem. Vézelay liegt erhöht auf einem Hügel im nordwestlichen Zipfel des Morvan, am Fluss Cure, an der Departementsstraße D 951 wischen Avallon (20 km) und Clamecy (25 km). Nach Auxerre im Norden sind es etwa 45 km. Und die romanische Basilika, der Maria Magdalena gewidmet, gehört zum UNESCO Kulturerbe.

Gehörig beeindruckt, mit Literatur über die Templer und Vézelay in den verschiedensten Sprachen im Gepäck und noch immer hungrig (der Wirt des von mir ausgewählten Lokals beschied mich, die Küche sei geschlossen. Kurz darauf ließ er sich zum Essen nieder) trottete ich wieder den steilen Berg hinab zum Auto. Glücklich, dass ich Lebensmittel für eine ganze Komagnie eingekauft hatten. Auch wenn ich eigestehen muss, dass der Käse langsam zerfloss und ich keine Lust mehr auf Frikadellen hatte. Aber was soll's, in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen.

Weiter ging es gegen 17.30 Uhr schließlich Richtung Auxerre, ehe ich mich endgültig über die Autobahn via Dijon Richtung Heimat davonmachte.

Charité sur Loire

Doch ehe meine Reise-Geschichten für dieses Mal enden, soll noch von einem andern Ort die Rede sein: La Charité sur Loire, ebenfalls einen Halt wert, auch wenn die Loire dort nicht besser aussieht als bei Sully- trotz einiger Strudel, die beweisen, dass der Fluss Kraft haben könnte. Jeanne D'Arc hat La Chartité einen Monat lang erfolglos belagert. Damit schließt sich dieser Kreis. Außerdem wird das dortige Kloster auch die "erstgeborene Tochter" von Abt Hugo von Cluny bezeichnet. Wer das war? Dazu gibt es eine andere Geschichte: "Waldos Lied", von Petra Gabriel. Womit sich ein weiterer Kreis geschlossen hätte.

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