Mittwoch, 23. September 2009

20. September, von Sully nach Blois: Begegnung am Märchenschloss

Mein Märchen-Wasserschloss: Sully sur Loire

...weiter ein Stück des Recherche-Weges für den nächsten Roman um die wundersamen Erlebnisse von Oza. Geplantes Erscheinungsdatum der Fantasy-Geschichte: Oktober 2010 bei emons. Die Beschreibungen der bisherigen Etappen finden Sie unter dem Tag Ozas Reise.

Es klingt schon langsam abgedroschen, also formuliere ich es so: Je weniger ich suche, umso mehr finde ich. Immer mehr Mosaiksteine rücken an ihren Platz. Heute war es schon fast ein ganzer Steinbruch.

Herrlich erfrischt nach einem tiefen Nachtschlaf und einem ausgiebigen Bad ging es am nächsten Morgen weiter. Der Nachtschlaf stellte sich allerdings erst ein, als ich beschlossen hatte, das Grübeln über Luftblasen im Tank und unzuverlässige Tankuhren einzustellen. Was ich übrigens am nächsten Tag auch heldenhaft durchhielt. Allerdings steuerte ich dafür etwa alle 150 Kilometer eine Zapfsäule an....

Als ich das Relais de La Chapelle verließ, regnete es. Und das sei gut so, klärte mich meine Wirtin auf, es sei nämlich zu trocken, die Pflanzen bräuchten Regen. Außerdem hatte ich spontan beschlossen, nicht direkt nach Blois, sondern erst nach Orléans zu fahren, schließlich war ich das der Jungfrau schuldig, auf deren Spuren ich wandelte. Sie erinnern sich – Jeanne D'Arc. Für Napoleon hätte ich das nicht getan. Der hat schließlich meine Heimatstadt Laufenburg geteilt, indem er den Rhein zur Grenze machte.

Allerdings bin ich nur bis etwa 50 Kilometer kurz vor Orléans gekommen. Auch das ist einer von mehreren spontanen Planänderungen zuzuschreiben. Von dieser speziellen wird noch die Rede sein. Was ich durch die Umplanungen erlebte, brachte mich außerdem wieder einmal zur Einsicht, dass es keine Zufälle gibt. Sie gehören eher zu jenen, die sich an Fakten halten? Na, dann warten Sie mal ab. Ich jedenfalls finde, es hat sich alles staunenswert gefügt. Und spätestens, wenn Sie meinen Roman über Ozas Geschichte gelesen haben, werden Sie mir zustimmen. Wenn nicht, ist auch gut.

Statt direkt über Land nach Blois, fuhr ich also Richtung Orléans via Briare und Gien. Und als ich in der Region Loire ankam, brach die Sonne durch die Wolken. Es wurde ein ein richtiger Sommertag.

Nun sind die Franzosen klüger als wir, sie bauen ihre Durchgangsstaßen nicht direkt an ihre Flüsse – so schön das für die Autofahrer auch sein mag. Also beschloss ich, irgendwie an den Fluss zu kommen. Und landete prompt bei einem wirklich imposanten Wasserschloss.
Ich weiß, an der Loire gibt es jede Menge, noch viel schönere Schlösser und ich habe mir auch gleich das entsprechende Buch gekauft. Aber das Schloss von Sully sur Loire ist nicht nur ein Wasserschloss (ich schwärme für Wasserschlösser) sondern auch das erste Château an der Loire, dessen ich ansichtig wurde.

Also habe ich es zu meinem persönlichen Märchenschloss erkoren. Es ist wunderbar. ich bestehe darauf. Zumal zurzeit auch noch eine Ausstellung über König Artus und seine Tafelrunde dort zu sehen ist (es ist mir langsam peinlich, aber ich muss an dieser Stelle erneut auf meinen nächsten Roman verweisen, der nächstes Jahr im Oktober bei emons erscheint. Ich muss hinzufügen: Die Geschichte steht im Wesentlichen. Meine Lektorin Stephanie Rahnfeld hat den Entwurf bereits gelesen und weiß, wovon ich spreche, sie können Sie ja bei Gelegenheit fragen. Mehr verrate ich aber nicht).

Die Loire hingegen hat mich im Gegensatz zu dem Schloss an ihrem Ufer nicht sonderlich beeindruckt. Flach, viele Sandbänke. kaum Wasser. Dennoch behauptet der (gedruckte) Schlossführer, dass auf diesem Fluss früher reger Verkehr herrschte. Na, dann wollen wir das mal glauben. Dennoch bohrt in mir seither eine Frage: Was haben die Franzosen bloß mit ihrer Loire gemacht? Oder liegt es am Klimawandel? Dagegen spricht: Der Schlossgraben wird von der Sange gespeist und das ordentlich. Das Flüsschen spendet danach ihr Wasser an die Loire. Was diese aber auch nicht beeindruckender macht.

Ich fand nach einer ausgiebigen Schlossbesichtigung, so viel Glück ist ein Picknick wert, packte meine Kühlhaltebox, die inzwischen allerdings längst nicht mehr kühl hielt (dabei habe ich eingekauft, als wollte ich eine ganze Kompanie ernähren) und setzte mich auf eine Bank an einem dazugehörigen Tisch, den nette Leute aus der Region da aufgebaut haben - für weniger betuchte Gäste wie mich, die in der Nähe von Schlössern picknicken.

Nicht lange danach ereilte mich der nächste Glücksfall – in Form von zwei ausgesprochen sympathischen Freundinnen namens Laurence und Béatrice. Sie boten mir Austern und Feigen an, ich ihnen deutsche Wurst und Knoppers. Ja, ja, das sind eben die feinen Unterschiede. Ich erzählte ihnen, was ich so mache, sie erzählten von sich. Anders ausgedrückt, wir kamen ins Gespräch und unterhielten uns prächtig.

Es stellte sich heraus, dass sie in Blois leben und sie luden mich ein. Ohne zu wissen, dass Blois das ursprüngliche Ziel meines Reisetages gewesen war.

Ich hielt auch das für eine Fügung, nahm die Einladung begeistert an – und dazu eine eine Abkürzung. Ich sparte mir den Bogen, den die Loire bei Orléans macht, und tuckerte auf einer schnurgeraden, meist verlassenen Nebenstraße weiter über Lamotte-Beuvron nach Blois (D 59/D101), entlang an jeder Menge Hinweisschildern über weitere Schlossanlagen, die ich aber links liegen ließ. Ich wollte Zeit für dieses Blois mit seiner spannenden Geschichte haben.

Blick von der Schlossterrasse von Blois auf die Loire

Das Schloss von Bois ist natürlich ebenfalls eine Reise wert, auch die dortige Ausstellung mit alten Gemälden. In der Schlossboutique habe ich Literatur über Jeanne und das Frankreich des Mittelalters erstanden, das sich, nebenbei bemerkt, zur Zeit von Ozas Geschichte gerade im ersten Teil des 100-jährigen Krieges befindet (doch, doch, es wird ein Fantasy-Roman). Sehenswert ist ebenfalls die Kathedrale und jede Menge mehr, für das ich keine Zeit mehr hatte. Am Platz der Kathedrale trafen Laurence, Béatrice und ich uns wieder.

Was soll ich sagen: Jetzt sitze ich im Gästebett des Gästeflügels der alten Ferme von Laurence, die etwas außerhalb von Blois liegt. Nach einem Abendessen mit weiteren Austern und Wein bei Béatrice in Blois tippe ich diese Zeilen und staune zum wiederholten Mal, wie gut sich alles fügt.

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