Dienstag, 7. April 2009

Eine Heldengeschichte, das zweite Treffen

Dies ist eine Heldengeschichte in fünf Folgen. Hauptfiguren sind junge Männer im Strafvollzug, die sich mit mir auf das Abenteuer einlassen, eine Comic-Geschichte zu entwickeln. Mit mir - also mit einer Frau, die vom Schreiben kommt und eine lausige Malerin ist. Aber wir versuchen's. Und uns ist schnell klar, dass uns einige Überrschungen erwarten. Hier die Folge 2 - a hero is born. Oder: Held ist nicht gleich Held.

Wenn Sie auf den Titel klicken, dann können Sie sich das fertige Scribble anschauen. Nur für die, die's nicht erwarten können.

Eine Heldengeschichte, das zweite Treffen

Julian ist gekommen, Whisky ebenfalls. Panda und Orkan nicht. Orkan ist krank, heißt es, Panda „fühlt sich nicht so.“ Dieses Mal haben wir drei Stunden – und am Ende einen Helden, der völlig anders aussieht, als wir es beschlossen hatten. Einen, den Whisky malen kann. Denn er wird ab diesem Tag zum Heldenmaler. Und er fühlt sich unwohl dabei. Aber da niemand anderes da ist, weil Julian ja zum Schreiber der Gruppe erkoren wurde, muss er wohl. So zeichnet er seinen schmalen Helden, der nun den großen Namen Bardock trägt, in den verschiedensten Variationen. Damit wir uns einen aussuchen können. Whisky muss außerdem immer wieder die Stadt zeichnen. Und den Zug. Darauf haben sie sich geeinigt.

Es geht um eine Reise. Nicht nur im Comic, sondern auch von völlig unterschiedlichen Menschen aufeinander zu. Die Geschichte, auf die sich die Jungs einigen: Ein Zug rast führerlos auf eine Stadt zu. Bardock sitzt darin. Die Menschen haben Angst. Bardock stellt fest, dass der Zugführer verschwunden ist und will den Zug aufhalten, ehe er entgleist. Der Böse, das Monster, der Psychopath, der ebenfalls im Zug und im Übrigen für den Schlamassel verantwortlich ist, will ihn aufhalten. Das heißt: Whisky muss immer wieder eine Stadt zeichnen. Er ist kurz davor zu streiken, aber dann macht er doch mit.

Die Stadt ist noch immer Berlin. Doch der Held hat sich gehörig verändert – eher klein, schmal, keineswegs heldenhaft vom Aussehen her; aber mit einer ziemlich trockenen Art von Humor, Sätze, die ganz plötzlich von Whisky kommen, völlig unerwartet und wie ein Luftzug durch dieses Schulzimmer wehen, vor dessen Fenstern Gitter sind. Einige der Sprüche landen in Sprechblasen, gefiltert und verfeinert von Julian.B esonders schön finde ich die, die Bardock denkt, als er feststellt, dass der Zug führerlos ist (siehe Bild oben: Der kleine Kerl mit dem Jetpack, der ins Führerhaus linst).

Ich vermeide beim zweiten Treffen noch allzu Persönliches, habe nie gefragt, was geschehen ist, ehe wir uns hier in diesem Zimmer zusammengefunden haben. Will nicht wissen, was sie auf dem Kerbholz haben, sondern sie einfach so nehmen wie sie sind. Ich erzähle ihnen meine Geschichte nicht, sie schweigen über ihre. Das verschafft uns eine Art paralleles Leben. Und ist schreiben, Kreativität, Geschichten entwickeln und erzählen nicht auch das: Ein paralleles Leben, das hin und wieder in der Wirklichkeit Wellen schlägt?

Die Wirklichkeit holt uns aber auch hier ein. Denn es geht nicht mehr darum, wie ein Held sein könnte. Sondern um den Helden, der machbar, also malbar ist. Die Wirklichkeit schlägt eben auch Wellen in der Welt der Kreativität.

Ich habe eines meiner Bücher mitgebracht. Es wandert in die Bibliothek. „Das kriege ich“, erklärt Whisky.

Ob ich prominent bin, will er wissen. Ich zucke die Schulter. "Ein bisschen", erkläre ich optimistisch. Er ist enttäuscht.

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