Samstag, 21. Februar 2009

Hommage an einen Besetzten

"Es gibt Gerüchte, dass Hülsenfrüchte in Mengen genommen nicht gut bekommen. Das macht doch nichts, ich finde das fein, ich möchte auch mal ein Blähboy sein.“

Selbst meine Mutter, die sonst nie Witze erzählte und – zumindest nachdem ich in ihr Leben trat – auch nicht für ihre spaßige Art bekannt war, gab dieses Verslein hin und wieder zum Besten.

Mein Erhardt, Dein Erhardt, unser Erhardt, 100 Jahre Heinz Erhardt. Er ist noch immer besetzt. Oder schon wieder.

Er hat ganz sicher mein Sprachgefühl mitgeprägt. Denn mein Vater mochte ihn. Und ich mochte meinen Vater, der wiederum Wortspiele liebte und damit Erhardt. Er stand in seiner Wertschätzung in etwa gleichrangig zu Kurt Götz („Ein Haus in Montevideo") und Horst Wolfram Geißeler („Der liebe Augustin") oder dem Liedermacher Walter Andreas Schwarz („Im Wartesaal zum großen Glück“). Deswegen liebte ich diese Männer auch und zwar bereits zu einem Zeitpunkt, als ich sie noch gar nicht verstand. Der einzige, dessen Worte ins kollektive Bewusstsein eingingen war wohl Erhardt. Die an deren leben in meinem weiter.

Das Meer ist weit das Meer ist blau“ - der Mann der Maus war der Begleiter meiner Kindertage. Ich nahm ihn mit, als ich begann, erwachsener zu formulieren. Die Musik seiner Worte begleitet mich bis heute. Ich sehe ihn vor mir, wie er durchs Mikrophon übers Gewitter donnert. „Da“ – „nein da“.

Er hat das natürlich nie erfahren. Ich hingegen habe erst jetzt, anlässlich seines 100. gelernt, dass er unsicher war, in der ständigen Angst lebte, seine Fähigkeit zum Ausdruck könne versagen. Das verstehe ich gut. In gewisser Weise fühle ich mich ihm deshalb heute näher als damals.

Damals, als ich ein Kind war, galt das, was er machte, nicht als „Literatur“. Das hat sich geändert. Oder ist dabei,sich zu ändern. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, ob das an Erhardt liegt. Oder an der Literatur.

So gibt er mir auch weiter Hausaufgaben auf.

Am besten, Sie kaufen sich selbst Ihren Ehrhardt.

Herzliche Grüße ins Jenseits. Und Gratulation zum 100.

P. S. Das Bild stammt von der offiziellen Erhardt-Website. Das Besetzt-Zeichen hätte ihm sicher gefallen.

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