Donnerstag, 27. November 2008

"Heimatpäckli" für einen Tell-Meister (bis 20.12.)

Berlin/Schweiz.- Der Schweizer Künstler Adam Tellmeister (das ist dazu noch ein neuer Name) scheint ein seltenes Exemplar von Eidgenosse zu sein. Er lebt seit über zwanzig Jahren in Berlin im Exil. Das macht ihn noch nicht zu etwas Besonderem, der zweite Teil der Pressemitteilung von heute aber schon: Er musste ins Exil, "weil er Ende der 80er Jahre den Militärdienst verweigert hatte". Das tun meines Wissens nicht viele Schweizer, schon gar keine mit Namen Tellmeister (Tell hatte schließlich eine Armbrust). Nächstes Jahr kann Adam T. wieder in die Schweiz zurück reisen, schreibt substitut das in Raum für "aktuelle Kunst aus der Schweiz" und die Vernetzung von Künstlern bietet. Nach zwanzig Jahren sind Adam demnach aber "sowohl seine Heimat wie auch deren Bewohner fremd geworden". Um den ausgebüchsten Adam "auf seine Repatriierung vorbereiten zu können", haben ihm nahezu 100 Künstler/innen ein Paket aus der Heimat nach Berlin geschickt". Alles zusammen ergibt dann (natürlich) eine Aktion, neudeutsch Event genannt.

Die "Heimatpäckli" ermöglichen einerseits einen kleinen Einblick in das aktuelle Kunstschaffen der Schweiz. Viele Künstler/innen haben sich aber thematisch mit Ihrer Heimat auseinander gesetzt. Das Resultat sind kritische, aber auch humorvolle Kommentare zur heutigen Schweiz und was das Land für die Künstler/innen bedeutet. Am 1. Dezember um 14h wird Adam Tellmeister in Berlin beginnen, die "Heimatpäckli " anlässlich eines Pressetermins auszupacken. Natürlich wird bereits dies zu einem performativen Akt. Die ausgepackten Pakete werden danach zu einer Ausstellung inszeniert, welche am 6. Dezember eröffnet wird.

An der Eröffnung zeigt Adam Tellmeister eine Performance. Geplant ist eine Ansprache des Kunsthistorikers Horst Bredekamp sowie als Höhepunkt die Passübergabe durch Adolf Muschg. Adam Tellmeister konnte übrigens durchsetzen, dass der Pass auf seinen neuen Namen lautet: Tellmeister. Tell ist eine zentrale Figur in Tellmeisters Schaffen. Er setzt sich einerseits kritisch mit der historischen Figur auseinander, arbeitet aber auch kontinuierlich an einer Aktualisierung des Mythos.

Liste der Künstler/innen: (Stand vom 24.11.2008, weitere Pakete sind noch unterwegs, ebenfalls sind einige Pakete ohne Absender) Heiri Andermatt, Anna Margrit Annen, Ruth Baettig, Seline Baumgartner, Ruth Blesi, Marks Blond Project, K.Borer, Peter Clemens Brand, Thomas Bruderer, Hansjürg Buchmeier, Victor de Castro, Enrico Centonze, Com&Com, Gabi Deutsch, Bettina Disler, Christian Duss, Raphael Egli, Tom Fellner, Monika Feucht, Joël Frattini, Christian Frehner, Franziska Furrer, Thomas Galler, Haus am Gern, Jérémie Gindre, GRRRR (Ingo Giezendanner), Co Gründler, Stefan Guggisberg, Miriam Gumif, Martin Gut, Federica Gürtner, W.A.Haller, Pascal Häusermann, Andrea Heller, Andrea Heu, Cornelia Heusser, Ursula Hirzel, Huber.Huber, Roland Iselin, Bernadette Kaufmann, Tam Kaufmann, Isabelle Krieg, Elmar Kurze, Rita Landolt, Paul Lussi, Bernadett Madörin, Peter Meyer, Markus Müller, Monika Müller, Johanna Näf, Nicolle Ottiger, Antonio Petrino, Sabine Portenier, Christian Ratti, Pia v. Ratz, Katharina Rippstein, Giacomo Rogado, Roland Roos, M.Sarendic, Markus Schwander, Pascal Schwaighofer, Diana Seeholzer, Specimen/Muster, Tobias Spichtig, Hildegard Spielhofer, Vera Stauss, Nina Stähli, Miriam Steinhauser, Andreas Tschersich, Christian Vetter, Pascale Wiedemann/Daniel Mettler, Maria Walther, A.Wegmann, Stephan Wittmer, Nicola v. Zijl

Für die Aktion "Heimatpäckli" ist Urs Küenzi, Leiter Substitut, hauptverantwortlich. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit Lillian Fellmann, Leiterin Kunsthalle Luzern kuratiert. Die Pakete werden im September 2009 Teil einer Retrospektive von Adam Tellmeister in der Kunsthalle Luzern sein (gemeinsam kurtiert von Lillian Fellmann und Urs Küenzi).

Übrigens: Jemand mit Namen Sofiaweiss beschäftigt sich eingehend mit Schweizerismen und hat auch einen Blog

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