Donnerstag, 22. Mai 2008

Gedanken, Wurzeln und eine Adresse

"Draußen verwandelte sich die Nacht. Die Sterne zogen über das schwarzsamtene Himmelszelt. Die Unermesslichkeit des Universums schien in unsäglicher Trauer zu singen. Ich fühlte mich einsam und begann mich zu fragen: Wer bin ich? Hat mein Leben eine Bedeutung? Ist Genealogie wirklich wichtig?

Ja. Ja, natürlich. Denn sie bringt mich in Einklang mit dem Universum. Sie sagt mir, dass ich nicht alleine bin oder es je sein werde. Sie flicht mich in ein Lebensmuster ein, das seit Anbeginn der Welt besteht und andauert, bis die Welt untergeht. Ich bin das Volk, das vor mir da war, und ich bin das Volk, das nach mir kommen wird. Obwohl ich sterben werde, wird das Muster nicht unterbrochen werden. Es gibt keine Zeit, denn ich war schon immer und werde immer sein."

Besser könnte ich es nicht ausdrücken. Warum ist die Herkunft eher uninteressant, so lange man jung ist und gewinnt an Bedeutung, je älter man wird? Um das Muster deutlich zumachen? Um diese Hoffnung, dieses Kontinuum und damit eine Form von Unsterblichkeit weiter zu geben? Der Mann, der die obigen Zeilen schrieb, heißt Witi Ihimaera, ein Maori, der unter dem Titel AROHA "Maori-Geschichten aus dem Jadeland" erzählt (Edition Isele 1999, Eggingen).

Und warum sind manche Wahrheiten universell? Egal, wie das Volk heißt, aus dem man kommt? Gibt es so etwas wie absolute Wahrheit überhaupt? Ist Wahrheit das richtige Wort? Wenn es nicht so esoterisch klänge, so schwülstig, würde ich sagen: Alles ist verbunden mit allem, jede Feder, die fällt mit jedem Stern, der erlischt. Und all das wird Teil des umspannenden Gedächtnisses. Die Genealogie ist ein Weg hin zum Verständnis, was das Leben ausmacht, was sein Sinn sein könnte. Seltsamerweise geht es mit dieser Frage eher umgekehrt zu als mit der Suche nach der Herkunft. Man stellt sie sich unentwegt, so lange man jung ist: Warum bin ich hier, wohin gehe ich, anstatt woher komme ich? Dann gerät sie in Vergessenheit über dem Bemühen, das Leben so gut wie möglich zu meistern, um wieder an Bedeutung zu gewinnen, wenn man niemandem mehr etwas beweisen muss. Noch nicht einmal mehr sich selbst. Wenn es reicht, sich bewusst und lebendig zu fühlen. Wenn das Leben mit jedem Tag kostbarer wird, der verrinnt und die Zeit kürzer, um das Woher zu klären, das doch so eng mit dem Wohin zusammenhängt.

Genug der Theorie. Ich habe inzwischen eine Adresse. Die des Pfarrers von Patschkau, der mir Auskunft geben kann. Sie kam wieder per Mail. An dieser Stelle noch einmal einen Gruß ins mir unbekannte Schlesien. Für alle, die vielleicht auf ihrer Suche nach mir kommen, anbei die Mail. Dieses Mal war auch der Name der Absenderin dabei. Ich habe ihn gelöscht. Vielleicht mag sie es nicht, im Internet zu stehen.

Guten Morgen!
Ich sehr freue mich dass ich konnte helfen. Damit nur es brachte eine
Folge (Effekt).
"Kirchengemeinde" - auf polnisch eine "Parafia" Parafia
rzymskokatolicka św.Jana Ewangelisty (eine Pfarrgemeinde
römisch-katholische św. Jana des Evangelisten)
Pfarrer - heißt Edward Henne.

mit freundlichen Grüße
Gminne Centrum Informacji
ul.Słowackiego 4
48-370 Paczków
077/4316790
gci@paczkow.pl

Nun kann ich also schreiben. Kann eigentlich jemand in diesem weiten Web Polnisch und könnte mir helfen, einen solchen Brief zu formulieren? Ich habe nämlich keine Ahnung, ob Pfarrer Henne Deutsch versteht. Gut, auf Englisch funktioniert es ja vielleicht auch. Polnisch wäre aber schöner. Also: bitte melden.

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