Dienstag, 20. Dezember 2011

Ganz subjektiv

Manchmal gehen meine Bücher schon seltsame Wege und lösen Erstaunliches aus. Neulich zum Beispiel bekam ich die Mail einer Leserin, die eine kunsthistorische Abhandlung über das berühmte mittelalterliche Adeheidkreuz plant, das in meinem Roman „Waldos Lied“ eine Rolle spielt. Sie wollte dafür wissen, wer jener Pater Gabriel ist, der am Ende des Buches erklärt, was aus der Reliquie geworden ist. Dahinter steckte wohl die Hoffnung, dass es ihn wirklich gegeben hat.

Ich musste die Mailschreiberin leider enttäuschen. Manchmal neige ich zum Schabernack. Wenn man die Buchstaben des Wortes Pater neu ordnet, bekommt man nämlich – ja, so ist es. Ein kleines Augenzwinkern hin und wieder muss halt auch sein. Finde ich jedenfalls. Wobei besagte Mailschreiberin nicht die erste ist, die sich fragt, wer dieser Pater Gabriel gewesen sein könnte. Denn die Fakten, die er zusammengefasst hat, die stimmen.

Die Schreiberin der Mail ist übrigens auch nicht die erste, die eines meiner Bücher für eine wissenschaftliche Arbeit hinzugezogen hat. Meine beiden ersten historischen Romane, „Zeit des Lavendels“ und „Die Gefangene des Kardinals“ sind in Arbeiten (ja, Mehrzahl) über die Beziehung zwischen Frauen und Priestern eingeflossen. Und ich muss gestehen, ich fühle mich jedes Mal wieder geehrt, wenn das der Fall ist.

Als ich damit angefangen habe, historische Romane zu schreiben, hatte ich – zugegeben, das klingt etwas seltsam – eine Art Vision, die in der Zukunft spielt. Es gab die große Katastrophe, die Menschen sind ausgelöscht (wie einst die Dinosaurier), und irgendwann kommen Archäologen von einem fremden Stern auf die Erde und finden einen meiner historischen Romane. Sie fangen an nachzuforschen und stellen fest: Alle Fakten bestätigen sich. Und dann glauben sie: So ist es gewesen. Ist es aber nicht.

So oder so ähnlich stelle ich mir die Argumentationskette jedenfalls vor, wenn wieder einmal Millionen Jahre alte Knochen ausgebuddelt, untersucht und daraus wissenschaftliche Schlüsse gezogen werden. Was heißt: Alle Geschichsschreibung und – erklärung endet irgendwann im Subjektiven. Nämlich dann, wenn die Interpretation der Fakten beginnt. Und insofern könnten die Ereigenisse ja wirklich so gewesen sein, wie sie in meinen Büchern geschildert werden.

Womit wir wieder am Ausgangspunkt wären.

Moment, etwas hätte ich vor lauter SF-Schwelgerei beinahe vergessen. „Waldos Lied“ ist seit kurzem auch als E-Book zu haben.
Worum es darin geht, habe ich auf meiner Homepage beschrieben. Und falls Sie die Printversion bestellen wollen (erschienen bei Piper): Sie ist im Handel vergriffen, aber im Internet noch zu haben.

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