Freitag, 5. März 2010

10 Regeln: Vom Wahrnehmen und dem Wahrgenommenwerden

Coyright: Petra Gabriel

Selbstvermarktung – igitt? Es reicht in der Fülle der Neuerscheinungen längst nicht mehr aus, darauf zu warten, dass Sie „entdeckt“ werden, egal, wie genial sie als AutorIn auch sein mögen. Das kommt so oft vor wie ein Sechser im Lotto. Mit Zusatzzahl. Verlage sind in Zeiten der Sparmaßnahmen oft überfordert, über die Arbeit der Vertreter in den Buchhandlungen und die Einführung eines Buches hinaus Werbung für alle ihre Autoren zu machen. Sie beschränken sich meist auf wenige Zugpferde. Und kein/e BuchhändlerIn kann die ganzen Kataloge noch lesen, die halbjährlich Neuerscheinungen anpreisen.

Jammern hilft da nicht weiter. Verschaffen Sie sich also Klarheit über Ihre Situation, über ihre Motive und Ziele. Im besten Fall sind Sie bei einem Verlag untergekommen, der zu Ihnen passt, und zu dem sie passen. Sprechen Sie alle Aktionen mit diesem Verlag ab. Verlage tendieren beim Kauf eines Manuskriptes im Zweifel zu Autoren, die selbst etwas für ihre Bücher tun können. Denn sie wissen: Die stehen dahinter und kämpfen für ihre Arbeit.

Sie halten es für eine Form der Prostitution Ihrer Kreativität und den Todesstoß für jegliche Qualität, wenn Sie nach dem Schreiben übers „Geschäft“ nachdenken? Dann bleiben Sie ruhig im Wolkenkuckucksheim - und hören Sie um Himmels Willen sofort auf weiterzulesen.

Sie wollen weiterlesen? Dann hier einige Tipps für die zweite Möglichkeit: Sie suchen sich einfach den für Sie erträglichsten Weg. Denn, das ist die positive Nachricht: Es gibt Möglichkeiten wahrgenommen zu werden. Es geht im Folgenden nicht darum, die Werbung durch Ihren Verlag unnötig zu machen. Wenn andere Sie empfehlen, ist es immer noch am besten. Doch es gibt auch eine Zeit danach, wenn der große Rummel um Ihr Buch vorbei ist und der Kater der Selbstzweifel einsetzt. Ein kleiner Tost: Diese Katze erwischt alle Autoren früher oder später. Bücher sind heutzutage keine Werke fürs Leben mehr, sondern ein schnell vergessenes Gut, ebenso wie die Namen ihrer Verfasser. Große Verlage bringen pro Monat bis zu 30 Bücher auf den Markt. Und alle diese Autoren wollen beworben werden. Es geht hier also darum, auch noch drei Monate nach Erscheinen ihres Buches wahrgenommen zu werden. Sogar dann noch, wenn es vielleicht längst nicht mehr in der Buchhandlung um die Ecke, sondern nur noch in der virtuellen Welt zu haben ist. Vielleicht helfen Ihnen dabei die folgenden


Zehn Regeln für die Selbstvermarktung

  1. Niemand kennt Sie so gut wie Sie selbst. Überlassen Sie also das Bild, das Sie der Öffentlichkeit bieten wollen, nicht der Interpretation von Anderen. Und auch nicht den Klisches in den Köpfen. Niemand kann Ihre Qualitäten, also das, was Sie und Ihre Arbeit einzigartig macht, so gut abschätzen wie Sie selbst. Im Zweifel fragen Sie Leser Ihres Vertrauens, warum diese Ihre Bücher mögen. Aber vermutlich wissen sie, warum Sie schreiben, worüber und warum Sie das tun. Oder nicht? Dann wird es höchste Zeit, dass sie darüber nachdenken.

  2. Es besteht kein Grund, sich dafür zu schämen, dass Sie SchriftstellerIn sind. Falls es Ihnen gegen den Strich geht, sich selbst „anzupreisen“, schließen Sie sich mit Kollegen zusammen, lassen Sie einen Vertrauten/Kollegen den Text/Spot erstellen. Also: Helfen Sie sich gegenseitig. Übrigens: Jeder kann hierzulande völlig unbürokratisch ein Medienbüro gründen, unter dessen Label die Mitteilungen verschickt werden. So müssen Sie noch nicht einmal direkt in Erscheinung treten.

  3. Die Globalisierung macht auch vor dem Buchmarkt nicht halt. Wer in der Fülle der Übersetzungen und Neuerscheinungen auch noch im Jahr eins nach der Veröffentlichung des eigenen Werkes wahrgenommen werden will, muss - ein unverwechselbares - Gesicht zeigen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten – Social Networking, eigene Blogs und Homepages, Twitter, Xing. Die Auswahl ist groß. Allerdings kostet es Zeit. Andererseits: Wenn Sie mit Ihren Büchern so viel Geld verdienen, dass Sie eine Werbeagentur engagieren können, brauchen Sie eigentlich keine mehr. Ein Tipp: Nerven Sie nicht mit der täglichen Mitteilung wieviel Seiten Sie wieder geschrieben haben. Fallen Sie in den sozialen Netzwerken lieber durch andere Dinge auf, zum Beispiel dadurch, dass sie eine Meinung haben und sie auch sagen, dass Sie Fragen stellen. Oder durch einen originell gestalten Buchtrailer in Youtube. Es gibt Programme wie den Movie-Maker, in die sich auch ein in diesen Dingen eher unbedarfter Mensch einarbeiten kann. Nicht nur beim Schreiben, auch hier ist Ihre Kreativität gefragt.

  4. Die Außenwirkung: Werbung ist den Umworbenen immer dann lästig, wenn sie plump oder anbiedernd daher kommt, besonders aber, wenn der Angesprochene nichts davon hat und zum Schluss gelangt, dass sie ein Mensch sind, der ihm nur die Zeit stiehlt. Geben Sie anderen eine Chance, sich für Sie und Ihre Arbeit zu interessieren, indem Sie ihnen einen guten Grund liefern. Das gilt insbesondere für Pressemeldungen. Dass sie ein Buch geschrieben haben, ist an sich keine Nachricht, außer für den Fanclub. Bücher erscheinen dauernd. Es gibt in Ihrem Buch aber sicherlich viele „Aufhänger“. Das kann ein Jahrestag sein, der Ort, an dem eine Geschichte spielt, eine Institution, ein Thema, über das gerade viel diskutiert wird. Journalisten in Redaktionen geben bei der Fülle des Stoffs und der Fülle der Autoren nur dann etwas an ihre Leser/Hörer/Zuschauer weiter, wenn sie denken, dass diese sich dafür interessieren könnten. Und selbst dann nicht immer, weil es an der Zeit oder am Platz fehlt. Oder weil Ihre Mitteilung einfach im Wust der Ereignisse untergegangen ist. Seien Sie nicht gekränkt, nehmen Sie das nie persönlich. Übrigens: Bitte nicht zu originell sein wollen, nach dem Motto ... sonst verpassen Sie den größten lebenden Autor der Welt. Das kommt nicht gut an.

  5. Steter Tropfen höhlt den Stein: Meist ist die Stofffülle überbordend, besonders in Großstadtredaktionen, und Ihr Jahrhundertwerk findet einfach keinen Platz in den traditionellen Medien – der Raum für Veröffentlichungen jedweder Art ist nun mal beschränkt. Dann ist es von Vorteil, wenn Sie sich vorsorglich eigene Plattformen aufgebaut haben (Blog, Autorenseite), die natürlich parallel ebenfalls möglichst regelmäßig mit Inhalten gespeist sein wollen. Gut für Mitteilungen an die traditionellen Medien sind übrigens Zeiten des Sommerlochs und andere ähnliche Tage, an denen die Nachrichten spärlicher in den Redaktionen eintrudeln. Das alles kostet Zeit? Stimmt.

  6. Verschicken Sie Werbung gezielt. Legen Sie sich dafür verschiedene Verteilerlisten für Medien an, möglichst mit den Namen von Ansprechpartnern, aber auch mit Buchhandlungen, in denen Sie schon gelesen habt. Die regulären Mailprogramme machen das leicht. Es hilft aber auch schon eine einfache Textdatei oder das alt bekannte Adressbuch – in dem Sie sich aber irgendwann zu Tode suchen werden, denn da kann viel zusammenkommen. Die Verteilerlisten können auch regional gegliedert sein (mit den Medien der Orte, an denen die Geschichte spielt, die über Sie berichtet haben). Überlegen Sie sich also vor dem Formulieren und Absenden genau, wer die beste Zielgruppe für eine Ankündigung sein könnte, denn danach richten sich nicht nur die Adressaten, sondern auch der „Aufhänger“ (siehe Regel 2). Absolutes Nogo: Versenden sie niemals Rezensionsexemplare ihrer Bücher, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Am besten überlassen Sie die eigentliche Versendung ohnehin Ihrem Verlag.

  7. Die allgemeinen „Insider“-Infos via Newsletter. Autorenbrief & Co – wie es zum Beispiel mit dem Schreiben weitergeht, welche Projekte anstehen – gehen nur an die Verteilerliste mit den Namen von Fans, besonders netten Buchhändlern und gut bekannten Journalisten. Auf diese Liste kommt niemand, der sich nicht ausdrücklich damit einverstanden erklärt hat. Sonst machen Sie die Leute bloß ärgerlich und erreichen das Gegenteil dessen, was Sie anstreben. In Redaktionen kommen unendlich viele solcher Selbstwerbeversuche an, die dann umgehend bei den Spams landen, falls sie die Firewalls überhaupt passieren.

  8. Es gibt inzwischen unzählige Autorenplattformen und Foren. Tragen Sie sich dort ein. Diskutieren Sie mit. Verlinken Sie sich.

  9. Wettbewerbe machen sich gut im Lebenslauf, besonders solche, bei denen Sie nominiert worden sind (außerdem bedeuten sie Einnahmen). Allerdings bedeuten Bewerbungen auch jede Menge Arbeit und die Auswahlkriterien sind nicht immer objektiv (sofern Bewertungen von Literatur überhaupt objektiv sein können). Manche Wettbewerbe können in regelrechte Casting-Shows nach Dieter-Bohlen-Manier ausarten. Informieren Sie sich also vorher genau, was unter Umständen auf Sie zukommen kann und lassen Sie es lieber, wenn Ihnen unwohl dabei ist. Eine gute Quelle dafür, was gerade läuft, ist die demnächst in neuer Überarbeitung erscheinende Website des VS Berlin http://www.vs-in-berlin.de/ und www.uschtrin.de.

  10. Es gibt keinen Königsweg, der für jeden Autor oder jede Autorin stimmig ist. Deswegen meine Empfehlung: Testen Sie einfach aus, womit Sie sich wohlfühlen. Das gilt besonders für die Teilhabe an den vielfältigen Möglichkeiten der virtuellen Welt, die allerdings einen großen Vorteil haben: Sie sind nicht abhängig vom Wohlwollen und der Wertschätzung anderer.

Weitere Informationen:

Adressen jeglicher Art (Verlage, Agenten, fördernde Institutionen, Autorenhäuser) finden sich in diversen käuflichen Publikationen, zum Beispiel im sehr empfehlenswerten Handbuch für Autoren, zu finden auf www.autorenhaus.de.

Tipps für Buchvermarktung in Blogs (englisch)

Wie man einen Newsletter schreibt

Publishing: The Revolutionary Future

Presse Portraits

Das Who is Who von Buchreport

1 Kommentar:

hostnig hat gesagt…

Danke für die wertvollen Hinweise.
http://hostnig.wodpress.com

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