Um es gleich vorweg zu sagen: Der Eckenbrüller hat etwas gegen Gewalt. Egal, von welcher Seite sie kommt. Also auch gegen Entwicklungen hin zum Polizeistaat oder Bürgermilizen. Denn er denkt: Das Volk sind wir. Also müssen wir auch dazu beitragen, dass das Leben in gegenseitigem Respekt abläuft.
Nun gibt es in Berlin jede Menge Möglichkeiten anzuecken, weshalb nach langem Grübeln, aber dennoch spontan, an dieser Stelle zum ersten Mal der Eckenbrüller in Aktion tritt. Das Ziel ist ebenso einfach wie pragmatisch: Über Ecken zu informieren, an denen etwas geschieht, das dem gegenseitigen Respekt im Umgang förderlich ist. Und gleichzeitig zu lernen. Zum Beispiel etwas darüber, was sich an diesen Ecken früher so abgespielt hat. Denn dass es sie gibt, ist ja nicht das Verdienst der Heutigen.
Beginnen wir mit der Rathenower Straße. Dort residierte einst das Großdeutsche Wachregiment in einer von vielen Kasernen auf dem Areal des heutigen Fritz Schloß Park. So sind die Soldaten von dort zu ihren Paraden aufgebrochen: Denn es
"... führte dreimal die Woche der große Wachaufzug mit Musikkapelle die Rathenower Straße entlang zur Straße Alt-Moabit, über die Moltke-Brücke, um den Reichstag herum durchs Brandenbuger Tor – Unter den Linden bis zur Neuen Wache".Das schildert Joachim Schulz, der sich akribisch mit dem einst größten Kasernenareal Europas befasst hat unter http://www.gedenkmal-berlin.de/fritz-schloss/regiment/03-geschichte. Er hat diese Aufmärsche noch selbst als kleiner Junge auf den Schultern seines Vaters erlebt, wie er dem Eckenbrüller erzählte.
Einer dieser Märsche, allerdings ein nächtlicher und heimlicher, hat Geschichte geschrieben. Er gehört zum letzten Kapitel dieser Kasernengeschichte: Der Weg führte die Soldaten unter Major Otto Ernst Remer in den Bendlerblock. Zur Erschießung von Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg.
"Einmarschiert" in die Gegend ist das Regiment schon während der Unruhen nach der Abdankung des Kaisers im November 1918. Auf der Seite http://www.gedenkmal-berlin.de/fritz-schloss/regiment/03-geschichte übrigens immer wieder eine Fundgrube, heißt es:
"Am 14. Dezember traf das 4. Garderegiment (von der Front) in Berlin ein. Sein Kommandeur seit 3 Jahren war Oberst Wilhelm Reinhard, ein monarchistisch gesinnter Offizier, entschlossen, sich auch nach Kriegsende für eine Wiederherstellung der alten Ordnung einzusetzen. Gegen die ihm entgegengeschickte Warnung des Soldatenrats des Ersatzbataillons marschierte sein Regiment zur Rathenower Straße, vertrieb die Besatzung und nahm Besitz durch Postenstellung."Zur Perleberger Straße ist der Eckenbrüller ebenfalls im Internet fündig geworden: http://www.luise-berlin.de/lexikon/mitte/p/perleberger_strasse.htm Sie ist am 14. 5. 1875 nach der brandenburgischen Stadt Perleberg (Landkreis Prignitz) benannt worden -
"wobei auch einige anliegende Straßen Namen aus dieser Region ihre Namen erhielten, so die Havelberger (an der die alte Dame überfallen worden ist, siehe oben), die Stendaler und die Rathenower Straße. Unter Denkmalschutz stehen hier das ehemalige Offizierskasino, die Heilige-Geist-Kirche (Nr. 36) und das Wohnhaus Nr. 57 (um 1890). In der Perleberger Straße befinden sich eine Polizeidienststelle und die Meldestelle des Bezirkes (Nr. 61 A) sowie die Bruno-Lösche-Bibliothek (Nr. 33).Zu ergänzen wäre: Dort, beim ehemaligen Offizierskasino, dem einstigen, bei Studenten der nach-68er-Jahre sehr beliebten Ballhaus, hat sich die Usbekische Botschaft angesiedelt.
Heute wird das 5-Eck von zwei Eckkneipen, einem kleineren Einkaufsmarkt, einem Gemüsemarkt, einer Apotheke, einem Internetcafé, einem Briefkasten, einem Geldautomaten, einem orientalisch geprägten Café mit Karaoke-Veranstaltungen und den Haltestellen der Busse 123 und M 27 geprägt. Letztere verbinden Moabit, das inzwischen zum Bezirk Mitte gehört, mit dem Rest der Welt.
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