Samstag, 2. Mai 2009

Eine Heldengeschichte, das vierte Treffen

Dies ist eine Heldengeschichte in fünf Folgen. Hauptakteure sind junge Männer im Strafvollzug, die sich mit mir auf das Abenteuer eingelassen haben, eine Comic-Geschichte zu entwickeln. Mit mir - also mit einer Frau, die vom Schreiben kommt und eine lausige Malerin ist. Aber wir versuchen's. Und uns ist schnell klar, dass uns einige Überrschungen erwarten. Hier die Folge 4: Wandlungen eines Monsters (wenn Sie auf den Titel klicken, können Sie sich das gesammte Scribble anschauen).

Orkan ist nicht da, dafür Panda. Dazu Whisky, Julian und Bombe. Ich weiss inzwischen, dass die Jungs enttäuscht sind, dass ich ihnen nicht das Zeichnen beibringe, keine Comic-Vorlagen zeige. Ich versuche, ihnen zu erklären, dass es nicht wichtig ist, ob das, was in unserer Werkstatt herauskommt, irgendeiner Vorlage entspricht oder schön ist. Sondern darauf, dass es ihres ist. Ihre Form des Zeichnens, ihre Form der Kreativität, ihre Geschichte. Dass sie gut sind, und keine Vorbilder brauchen. Nur ihre eigenen Ideen.

Julian scheine ich fast überzeugt zu haben. Er stellt sich sein eigenes Album aus den Bildern zusammen, die ich kopiert habe. Er will alleine weitermachen, wenn ich nicht mehr komme.

Sie können sich nicht darauf einigen, ob ihr Werk ins Internet soll oder nicht. Ich bin dafür. Ich finde klasse, was dabei herauskommt. Witzig, außergewöhnlich irgendwie.

Dieses Mal muss Panda den Bösen malen. Diese Figur wird immer hin- und hergeschoben. Panda sagt: „Sagen Sie mir was ich tun soll und ich mach's.“ Ich sage ihm, was er tun soll. Monster malen.

Pandas Monster sieht wieder völlig anders aus als das des anderen Monstermalers. Also muss es auch auf alle bisherigen Bilder.

Es ist ein müder Tag, ich habe Mühe, die Jungs zu motivieren und schaue ständig auf die Uhr. Ich habe auch Mühe, mich zu motivieren. Wir reden mehr als sonst, ich bekomme Einblicke in einen Alltag und Riten, die für mich ebenso fremd wie beklemmend sind. Ich verstehe nicht immer, was da eigentlich abläuft. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin schwerhörig. Aber ich glaube, ich werde in dieser Umgebung eher schwerfühlig.

Auch das Radio haben wir wieder bekommen. Hier müsse man sich abkapseln um zu überleben, erklärt Whisky. Er sagt fast gar nicht mehr „Auf jeden Fall“. Panda malt und schweigt, es ist, als wäre er innerlich nicht da. Beim ersten Treffen hat er noch ständig geredet. Irgendwann habe ich keine Lust mehr, ihn immer wieder einzubeziehen, und er keine, einbezogen zu werden.

Er lässt sich abholen. Er müsse einkaufen, erklärt er. Julian hat sich verschrieben. Ich verspreche, Tippex zu besorgen. Und ein weiteres Buch von mir mitzubringen.

Wir sind nicht sonderlich weitergekommen, zwei Bilder und immerhin die Überlegung, wie die Geschichte zu Ende geht. Und ich fürchte auch Panda wird nicht wiederkommen. Am Ende werde ich noch das Monster malen müssen. Obwohl ich nicht malen kann.

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