Montag, 11. November 2013

Zeit unter Freunden

Ilsa-Marie von Holtzendorff, meine Gastberin und ich
Auf Gut Wilsickow ist vieles anders. Alles etwas familiärer. Übernachtungsgäste werden von allen Seiten betüddelt und betreut. Wenn es sich, wie in meinen Falle, um einen schreibenden Besuch mit eher morgenmuffligen Anwandlungen handelt, dann wartet das Frühstück eben, bis die Muffelei sich einigermaßen gelegt hat. Die Kaffeethermoskanne ist wohlgefüllt, so dass der Vorrat mindestens für einen halben Tag reicht.
Hausherrin Ilsa-Marie von Holtzendorff hat keine Probleme, obwohl es in dem mehrere hundert Jahre alten, weitläufigen Gutshof täglich davon jede Menge zu bewältigen gibt. Sie löst sie. Egal, ob es um die Hühner, die Gänseherde, die beiden Esel, den einsamen Schwan im weitläufigen Park, die beiden Hunde, um immer anfallende Reparaturen an diesem wunderbar erhaltenen Haus
geht. Oder eben die Betreuung von kaffeesüchtigen Schriftstellerinnen und die Organisation einer Lesung mit passendem Essen. Nicht zu vergessen die gemütliche Atmosphäre für eine kleine, der Lesung angegliederte „Schreibwerkstatt“ am hellen Tisch in der verglasten Veranda, inklusive dem herrlichen Blick auf den Park und einem Spaziergang durch die windzerzauste Landschaft der Uckermark.
Ort der Lesung am 8. November war ein uriger Speicher, wie gemacht für die Geschichte mit dem Titel „Die Köchin und der König“. Dazu gab es – dieses Mal aus der Gutshausküche – leckeres Essen, teils mit Rezepten aus dem Buch nachgekocht. Darunter Brotsuppe, Sauerkraut, Rotkraut, Klöße, Gänsebraten sowie Kassler und Nacken im Brotteig. Zum Nachtisch Goldmilch. Und allerlei Geistreiches aus Obst und Kräutern.

Im Gespräch mit Frau Lange,
Buchhändlerin aus Pasewalk
Es wurde ein wunderschöner und sehr gemütlicher Abend, einer, an den ich mich noch lange erinnern werde. Am 9. November gefolgt von einem besonderen Gottesdienst mit Pastor Ulrich Kasparick in der kleinen Wilsickower Kirche, die in Gemeinschaftsarbeit liebevoll wieder hergerichtet worden ist. Thema war die Reichsprogromnacht und die anrührende Geschichte der jüdischen Familie Jacobi aus dem nahem Hetzdorf.

"Lesungsplanung" in der WunderBar
So wurde der Aufenthalt in Wilsickow für mich auf zweifache Weise eine Zeit des Erinnerns – an die Zeit des Mittelalters, der Minnesänger, der Kreuzzüge und der Kriege. Und an jenen Vernichtungskrieg, der im Dritten Reich gegen jüdische Mitbürger, aber ebenso gegen Sinti und Roma geführt worden ist.

Danke liebe Ilsa-Marie von Holtzendorff. Der Aufenthalt hier hat mich sehr bereichert. Eines ist schon mal sicher. Ich komme wieder. Ob mit oder ohne Lesung.


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