Guten Tag, darf ich Ihnen meine Muse vorstellen? Sie kommt jetzt öfter hierher, heißt wie ich, lacht gerne und ist kitzlig. Sie mag aber noch lange nicht jede Art, gekitzelt zu werden. Bei einigen reagiert sie mit Blockaden, um nicht zu sagen bockig. Sie geht sogar auf die Barrikaden und verschwindet dahinter. Anders ausgedrückt, meine Muse wird muffig und mauert sich ein. Dann muss ich stundenlang begütigend auf sie einreden, damit sie wieder erscheint. Wenn sie gut gelaunt bleiben soll, muss ich folgende Überlegungen sofort aus meinen Gedanken verbannen, zumindest aus jenen, die mit meiner Muse zu tun haben:
- Ich muss.
- Ich hab' keine Lust.
- Ich kann ja sowieso nicht schreiben, ich gebe es auf, lasse mich am besten einsargen, was auch immer. Jedenfalls: Nie wieder ein Buch!!!!
- Andere Autoren sind viel, viel bessser.
- Es gibt sowieso viel zu viele Bücher. Wer soll meine überhaupt noch lesen!
- Das lerne ich nie und nimmer.
- Wo soll ich bloß anfangen?
- Das kann ich nicht.
- Das geht nicht.
- Das war ja noch nie da
- Hat das schon mal jemand gemacht?
- Das ist doof
- Nein, sowas schreibt man nicht!
- Was sollen bloß die anderen von dir denken!
- Jetzt mache ich es mir mal gemütlich
- Alle Gedanken sind erlaubt, besonders solche, die Spaß machen.
- Und wenn das nicht funktioniert, denke ich einfach das Gegenteil, aber auch mit Spaß.
- ...oder wechsle den Standort (zum Beispiel vom Schreibtisch in die Badewanne, Anregungen gibt es schließlich überall).
- ...oder den Blickwinkel (warum nicht mal aus der Sicht eines Elefanten schreiben, oder eines Marsmännchens).
- Wenn schon Regeln, dann nur die eigenen.
- Gibt es noch mehr so schöne Sätze?
- Das wäre doch gelacht, das will ich jetzt wissen.
- Wie interessant, das wusste ich noch nicht.
- Wie funktioniert das eigentlich?
- Stimmt das, was mir da jemand erzählt?
Pearl S. Buck hat sich so ausgedrückt: „Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“
(Pearl S. Buck - Nordamerikanische Erzählerin, Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin, 1892-1973)
Und was sagt Eure Muse?
2 Kommentare:
Und was sagt Eure Muse?
Tja, das ist das Problem, liebe Petra.
Die sagt nichts, rein gar nichts - weil ich gar keine Muse habe.
Sie sind zu beneiden, dass Sie eine Muse haben. Auch wenn die sich mal versteckt, ausruht oder übermütig ist, sie ist und bleibt Ihre treue Beleiterin. Das ist ein Schatz, den andere ihr Leben lang suchen und nicht finden. Noch ärmer sind die dran, die gar nicht erst suchen.
Ich habe gerade Ihren neuen Roman bestellt, um mehr über Ihre Muse zu erfahren. Dann kann ich wenigstens der Welt erzählen: Ich kenne eine Autorin, die eine Muse hat - geht zu ihr und lasst Euch von ihr eine Geschichte erzählen, dann werdet Ihr endlich erfahren, wie der Regenbogen klingt. Das ist wichtig, den Klang zu kennen - sonst finden wir die Stelle nicht, wo er die Erde wieder berührt.
Gruß Heinrich
Lieber Heinrich,
schön von Ihnen zu hören. Ich hoffe, mein Klang gefällt Ihnen und auch die Geschichte. Ja, es stimmt, wer nicht im Einklang mit sich selbst ist, kann nicht über den Regenbogen gehen.
LG
Pg
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